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Neuer Dresscode für vorgefüllte Spritzen: Sicher und nachhaltig

SCHREINER MEDIPHARM

Neuer Dresscode für vorgefüllte Spritzen:
Sicher und nachhaltig

Um eine nachhaltige Supply Chain entscheidend zu beeinflussen, muss man Verpackungsdesign neu denken. Dazu haben drei Gründungsmitglieder der Alliance to Zero ihre Kompetenzen gebündelt: SCHOTT Pharma, Körber Pharma und Schreiner MediPharm. Christoph Zauner, Lidia Smith und Nadine Lampka erklären als Vertreter der drei Partnerfirmen den neuartigen Ansatz im Interview.

Was sind die wesentlichen Vorteile von vorgefüllten Spritzen im Vergleich zu Vials?

Christoph Zauner (CZ): Vorgefüllte Spritzen sind sofort einsatzbereit und enthalten die korrekte Dosis. Das erhöht die Effizienz bei der Medikamentenverabreichung und hilft, Medikationsfehler zu vermeiden. Zudem werden Verunreinigungen des Wirkstoffs während der Injektionsvorbereitung vermieden und Arzneimittelverschwendungen im Falle nicht benötigter Dosen reduziert.

Neben Produktsicherheit spielen Nachhaltigkeit und Kosten eine wichtige Rolle in der Pharma Supply Chain. Wo sehen Sie weiteres Optimierungspotenzial beim Verpackungsdesign?

Nadine Lampka (NL): Um die Umweltbelastung zu minimieren und die Effizienz zu maximieren, muss man traditionelle Verpackungsmethoden hinterfragen. Was ist beispielsweise der Nutzen einer Blisterverpackung? Aktuell ist sie Standard für vorgefüllte Spritzen, da sie verschiedene Eigenschaften mitbringt. Sie dient als Erstöffnungsanzeige, schützt die Spritze vor mechanischen Belastungen und Verunreinigungen oder kann auch Sauerstoff- oder UV-Schutz bieten. Allerdings gibt es auch Nachteile im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Kosten und Prozesskomplexität.

Wie kann man auf den Blister verzichten?

Lidia Smith (LS): Durch einen neuartigen „Dresscode“ für vorgefüllte Spritzen können wir die Funktionalitäten der Blisterverpackung auf den Primärcontainer übertragen, zusätzliche Vorteile erzielen und in Kombination mit einer speziellen Umverpackung aus Karton nachhaltig werden.

Christoph Zauner Head of Global Product Management for Polymer Solutions SCHOTT Pharma
Christoph Zauner, Head of Global Product Management for Polymer Solutions, SCHOTT Pharma
Lidia Smith Sustainability and Product Manager Körber Pharma
Lidia Smith, Sustainability and Product Manager, Körber Pharma

Wie sieht der neue Dresscode aus und was sind die verschiedenen Elemente?

CZ: Für unsere SCHOTT TOPPAC® infuse COC-Spritze wird es ein neues Kappendesign geben, das verschiedene Spritzengrößen abdeckt. Die Spritze wird füllfertig geliefert und es ist keine Kappenmontage nach der Befüllung erforderlich. Dank eines vorgetesteten Systems aus Spritze und Etikett erhalten Pharmahersteller eine prozesssichere Lösung.

NL: Beim Etikett kommen wir ins Spiel. Da das Speziallabel die Spritze und Kappe wie eine zweite Haut umschließt, dient es als irreversible Erstöffnungsanzeige und übernimmt die Funktionen des Blisters bis zur Endanwendung. Die Integration einer Gasbarriere ist ebenso möglich wie ein individueller UV- und Lichtschutz. Auch bietet die vergrößerte Etikettenfläche mehr Platz für Produktinformationen oder Medikamenten-Farbcodes. Zusätzlich können eine digitale Erstöffnungsanzeige und automatisches Tracking auf Unit Level mittels RFID integriert werden.

LS: Durch die Kombination von COC-Spritze mit spezieller Kappe und Funktionslabel mit Siegelfunktion können die befüllten Spritzen in eine volumenoptimierte Kartonverpackung aus 100 Prozent Monomaterial verpackt werden. Unsere Top-Load-Verpackungen mit integrierten Stegen zum sicheren Halt des Produkts sind kompakt und umweltfreundlich. Das System der vorgefüllten Spritze mit neuem Kappendesign plus Label und Karton wurde bereits in einer ISTA(International Safe Transit Association)-3A-Transportprüfung erfolgreich getestet.

Dr. Nadine Lampka Senior Product Manager Pharma-Security Schreiner MediPharm
Dr. Nadine Lampka, Senior Product Manager Pharma-Security, Schreiner MediPharm

Was sind die Vorteile des neuen Dresscodes entlang der Wertschöpfungskette?
NL: Die Vorteile sind immens und umfassen optimierte und kosteneffizientere Verpackungs- und Distributionsprozesse in der Pharmaherstellung, deutlich weniger Platzbedarf bei Transport und Lagerung, effizientere Prozesse beim Handling der vorgefüllten Spritze im Krankenhaus bis hin zur Entsorgung mit deutlich reduziertem und umweltfreundlicherem Verpackungsabfall. Last, but not least, natürlich auch eine erhöhte Patientensicherheit.

Gibt es konkrete Zahlen zum Optimierungspotenzial?
CZ: Wir haben am Beispiel der 5 ml SCHOTT TOPPAC® infuse errechnet, wie viele Spritzen pro Palette mit und ohne Blister verpackt werden können. Dank der Einsparung von 25 Prozent der Verpackungsgröße können 1.260 Spritzen mehr pro Palette transportiert werden, das entspricht 126 Kartons mehr à 10 Spritzen. Die kompaktere Verpackungsgröße wirkt sich auch auf den Containerplatz aus. Im Falle von zehn Millionen Spritzen werden 16 Container weniger benötigt, was natürlich auch erhebliche Einsparungen an Logistikkosten bedeutet.

LS: Die Vermeidung des Blisters bringt im konkreten Fall auch große Einsparungen an Plastik und Plastikabfall von 80 Prozent mit sich. Geht man davon aus, dass ein Kilogramm Kunststoff der doppelten Menge an CO2 entspricht, können beispielsweise beim einmaligen Transport von zehn Millionen 5-ml-Spritzen von Hamburg nach New York CO2-Einsparungen von 68.200 Kilogramm CO2 erreicht werden, addiert man die logistischen Einsparungen hinzu, sogar insgesamt 87.400 Kilogramm CO2.

NL: Beeindruckende Zahlen, die unterstreichen, wie wertvoll unser gemeinsamer Ansatz entlang der Lieferkette ist, neue Wege zu gehen und den CO2-Fußabdruck im Sinne einer nachhaltigen Pharma Supply Chain signifikant zu reduzieren.