Future Healthcare: Digitalisierung der Gesundheit
SCHREINER MEDIPHARM
Future Healthcare:
Digitalisierung der Gesundheit
1988 gab es den ersten Kontakt der Schreiner Group zu einem Pharmaunternehmen. Entwickelt wurde das weltweit neuartige Pharma-Tac, ein Hänger-Label für Infusionsflaschen. Ab diesem Zeitpunkt spezialisierte sich das Unternehmen auf die Belange der Pharmaindustrie – und gründete hierfür einen eigenen Bereich. Heute ist Schreiner MediPharm ein international erfolgreicher Geschäftsbereich und führend in der Entwicklung und Herstellung von Spezialetiketten und Kennzeichnungslösungen für Pharmahersteller und Medizintechnikunternehmen. Nun soll verstärkt die gesamte Healthcare-Industrie adressiert werden. Wie sich das auswirkt und die Zukunft im Gesundheitswesen aussieht, dazu äußert sich Dr. Thomas Schweizer, Geschäftsleiter von Schreiner MediPharm.
Vor fast zwei Jahren hatten Sie Ihren ersten Arbeitstag bei Schreiner MediPharm. Mit welchem Ziel sind Sie damals gestartet?
Thomas Schweizer: Schreiner MediPharm hat seit Bestehen immer wieder neue Technologien und Produkte hervorgebracht, die für die Pharmaindustrie wichtig waren: Pharma-Tac Etiketten mit integriertem Aufhängebügel, Pharma-Comb Etiketten mit abnehmbaren Teilen, Needle-Trap als innovative Nadelschutzlösung, Pharma-Labels mit integrierten analogen und digitalen Sicherheitsfeatures, RFID-Lösungen, spezielle Manipulationsschutzlösungen für Spritzen und Vials und vieles mehr. In Kundengesprächen bekomme ich regelmäßig das Feedback, Schreiner MediPharm schaffe es, Herausforderungen intelligent zu lösen. Ich bin mit dem Ziel angetreten, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben – und dazu haben wir eine Menge Ideen in der Pipeline.
Ihr Fokus lag bisher auf der Pharmaindustrie und Medizintechnik. Nun haben Sie „Healthcare“ als Zukunftsmarkt definiert. Was verbirgt sich dahinter? Was verändert sich?
In den letzten zwei Jahren haben wir verstärkt Kundenanfragen erhalten, die über ein reines Funktionslabel hinausgingen. Herausforderungen, denen wir gerecht werden wollten. Das brachte mit sich, dass wir verstärkt mit anderen Playern im Gesundheitswesen zu tun hatten, etwa mit Software- und Systemanbietern, Logistikfirmen, Firmen im Bereich der Diagnostik bis hin zu Krankenhausbetreibern. Wir verändern uns also insofern, als wir unser Lösungsangebot erweitern. Entscheidend dafür sind aber die Anforderungen unserer Kunden. In unseren jetzigen Kundenbeziehungen ändert sich die Zusammenarbeit dadurch natürlich nicht.
Das klingt vielversprechend. War dieser Schritt notwendig, weil sich bei den Kundenforderungen ein bestimmter Trend abzeichnet?
Immer mehr gefragt sind interaktive Labels. Also RFID-Labels, die mit dem Anwender kommunizieren und dafür eine entsprechende Softwareanbindung benötigen. In solchen Projekten arbeiten wir mit spezialisierten Firmen zusammen, die Systeme und Lösungen für die Logistik, Identifikation, Nachverfolgbarkeit und Automatisierung bereitstellen. Wir sehen hier einen Trend und Bedarf insbesondere bei Krankenhäusern, die ihre Medikamente und Verbrauchsmaterialien zukünftig zentral und vor allem digital steuern wollen.
Damit meinen Sie die Digitalisierung im Gesundheitswesen? Wie plant Schreiner MediPharm diesem stark wachsenden Markt zu begegnen?
Der digitale Gesundheitsmarkt zielt darauf ab, Prozesse und Anwendungen sicherer, schneller und kostengünstiger zu realisieren. Mit den jetzigen Lösungen sind wir schon sehr gut aufgestellt, planen aber den weiteren Kompetenzaufbau und Investitionen. So haben wir in den letzten Jahren verstärkt in die RFID-Technologie investiert. Unsere neueste Entwicklung ist das „Robust RFID-Label“. Entstanden ist es, weil unsere Diskussionspartner gefordert haben, dass unsere RFID-Lösungen mechanisch und elektrisch einen Schutz gegen Ausfälle bieten müssen. Für die Anwender im Gesundheitswesen ist dies absolut entscheidend, da jeder Ausfall eines RFID-Chips zu Problemen und Verzögerungen im Prozess führen und letztlich die Patientensicherheit gefährden kann. Parallel zu dieser Produktentwicklung haben wir Kompetenzen hinsichtlich einer Gesamtlösung aufgebaut und arbeiten mit Softwareherstellern, Systemanbietern, Logistikfirmen und Verpackungsmaschinenherstellern zusammen.
Heißt das, Sie setzen bei RFID künftig verstärkt auf Kooperationen und Partnerschaften?
Nicht nur in diesem Bereich. Die Anforderung, in einem Netzwerk mit verschiedenen Partnern zu agieren, sehen wir auch bei neuen Sicherheitsfeatures, Nadelschutzlösungen und im Bereich Drug Protection. Hier haben wir zum Beispiel zusammen mit namhaften Herstellern bereits Vial-umhüllende Labelkonstruktionen entwickelt, die helfen, vor Glasbruch zu schützen, ebenso sind in Kooperationen Label-Lösungen zum UV- und Lichtschutz, für Diffusionsbarrieren und Tiefsttemperaturen entstanden.
Sie haben Sicherheitsfeatures erwähnt. Sehen Sie in diesem Bereich steigende Anforderungen aus Marktsicht?
Ja, und zwar signifikante. Wir entwickeln und produzieren seit mehr als 20 Jahren Sicherheitslabels zum Echtheitsnachweis und Manipulationsschutz für Primär- und Sekundärverpackungen. Insbesondere bei neuen Medikamenten werden verstärkt neue Sicherheitsfunktionen gefordert. Der Grund liegt nicht zuletzt auch in der Fälschungsschutzrichtlinie, die 2019 europaweit eingeführt wurde, um den illegalen Handel mit Medikamentenfälschungen zu unterbinden. Wir haben unser Portfolio an Siegellösungen sowie offenen, verborgenen und digitalen Sicherheitsmerkmalen in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Dabei nutzen wir auch Technologien, die unter anderem im Banknotendruck eingesetzt werden. Unsere neueste Entwicklung ist zum Beispiel ein forensisches Authentifizierungsmerkmal für Pharma-Labels, das auf DNA-Markern basiert.
Die Hauptmärkte für Schreiner MediPharm sind die EU, USA und China. Bleibt es auch künftig dabei oder ist geplant, weitere Länder zu erschließen?
Wir produzieren in diesen Regionen, liefern aber in über 70 Länder, in denen wir teilweise Vertretungen haben. So können wir eine direkte, schnelle Kommunikation und Vorortbetreuung gewährleisten. Teilweise arbeiten wir aber auch dort bereits mit Partnern zusammen. Summa summarum gewinnt die Arbeit und das Zusammenwirken mit Partnern für uns nicht nur hinsichtlich des Vertriebs immer mehr an Bedeutung.
Auf welche Technologien wird Schreiner MediPharm in den kommenden Jahren setzen?
Die Gedruckte Elektronik ist eine Technologie, die eine Reihe neuer Möglichkeiten für verschiedenste Anwendungen eröffnet. Mit „Electronic in Films“ (EiF) können wir Sensorik-Lösungen realisieren, mit denen Medikamententherapien überwacht werden können. Medication Adherence Monitoring, also die Kontrolle der Medikationseinhaltung, hilft vor allem in klinischen Studien und in der Selbstmedikation – etwa dem Studienleiter, der ermitteln kann, zu welchem Zeitpunkt welche Medikation eingenommen wurde, oder dem Patienten, der in seiner Medikamenteneinnahme unterstützt wird. Zusätzlich ist beispielsweise ein Temperatur-Monitoring möglich, das insbesondere bei temperaturempfindlichen Wirkstoffen wie Biopharmazeutika wichtig ist.
Die Healthcare-Branche als Ganzes betrachtet: Welche Bereiche fokussiert Schreiner MediPharm hier in Zukunft?
Unser Fokus liegt weiterhin für die nächsten Jahre klar im Pharmabereich und auf der Medizintechnik. Was sich jedoch ändern wird, ist, dass wir bei manchen Projekten künftig auch mit Firmen in Kontakt treten werden, die aus ganz anderen Bereichen kommen. Dadurch werden wir weitere Felder im Gesundheitswesen erschließen und können unseren Kunden ganzheitliche und völlig neue Lösungen aus einer Hand bieten.
Bei all den Ideen und Innovationen: Welches Produkt hat Sie vom ersten Tag an begeistert und tut es heute noch?
Oh, das ist jetzt wahrscheinlich die schwierigste Frage für mich. Ich bin begeistert von all unseren bestehenden Produkten, die verschiedenste Funktionalitäten und Qualitätsaspekte haben. Denn ob es RFID-Label, Sicherheitsfeatures zum Produkt- und Markenschutz, Drug Protection-Lösungen oder gedruckte Elektronik ist – wir schaffen mit allen Produkten und Lösungen einen entscheidenden Mehrwert für unsere Kunden und deren Kunden. Aber wenn ich mich auf ein Produkt festlegen müsste, dann bin ich – vielleicht auch bedingt durch meine vorherigen Berufsstationen – immer besonders gespannt auf die Meetings zu Robust RFID.
Dr. Thomas Schweizer ist seit 15. Januar 2019 Geschäftsleiter von Schreiner MediPharm. Zuvor war der aus Freiburg im Breisgau stammende promovierte Physiker über neun Jahre in leitenden Funktionen bei Infineon Technologies AG in München tätig, bevor er das Medizintechnikunternehmen Aipermon GmbH & Co. KG gründete. Danach war Dr. Schweizer tätig als Geschäftsbereichsleiter Medical Applications bei Berliner Glas Group.